Freitag, 30. Juni 2017

Freitag, 26. Mai 2017

Cargobike Weekend

Yep, seit Kurzem auch im Besitz eines Cargobikes. Und nach vielen kleinen Fahrten in der Stadt nun die erste grosse Ausfahrt: Zelten am Bielersee.

Einsteigen, bitte!





















Neben der kleinen Passagierin hat auch die Zeltausrüstung für ein paar Tage problemlos Platz. Los gehts also von Bern via Lyss und Aarberg an den Bielersee. Bereits in der Znünipause wird ein Rollentausch vorgeschlagen; nach einigen anstrengenden Trockenübungen aber wieder verworfen.

Als praktisch erweist sich das verschliessbare Regendach. Es hat uns bei diesem herrlichen Frühsommerwetter als Sonnenschutz und auch ein wenig als Windschutz gegen die Seeländer Bise gedient. Zudem gibt es so auch über Nacht einen weiteren regensicheren Ort fürs Gepäck. Die Seitenwände lassen sich je nach Belüftungs- oder Kühlungswunsch einzeln öffnen und schliessen.

Fast wie in Holland: ideales Velogelände im Drei-Seen-Land





Bezüglich Sportfaktor und Akkuleistung habe ich folgendes Vorgehen gewählt: Für die Steigungen habe ich den sparsamen Eco-Modus benutzt, im Flachen und bei Gefällen bin ich ohne Unterstützung gefahren. Hierfür ist das Seeland natürlich dankbares Gelände: ab Aarberg kann man den Motor getrost ausschalten. Ist das Cargobike einmal in Schwung gebracht, braucht es bei ebenem Gelände und gleichmässigem Pedalen kaum mehr Kraft als ein normales Tourenvelo. So hatte ich am Ende des Tages (und nach rund 40km) noch immer einen praktisch vollen Akku für den nächsten Tag in Reserve.

Voller Akku am Tag zwei





Der Rest war zelten wie immer.
Ausser den Fragen zu unserem Fahrzeug. :-)

Hier als Zusammenfassung nochmals die Antworten auf die Top 3:

- Nein, das Cargobike ist überhaupt nicht schwierig zu fahren. Nach ein paar Runden üben hat man den Dreh raus.
- Ja, mein Cargobike hat einen Motor (250W). Nützlich, wenn man nicht schwitzen will und natürlich wenns bergauf geht. Im Flachen und wenns etwas sportlicher sein darf, braucht es ihn nicht zwingend.
- Das von mir gefahrene Modell heisst Babboe City und ist gemäss Website aktuell ab SFr. 3`999.- erhältlich. Es macht Spass zu fahren und gewinnt (meinen persönlichen) Designpreis für Cargobikes.

Mein Lieblings-Kommentar, im vorbeifahren gehört, war übrigens dieser: "Schau, das ist ja wie ein Einfamilienhaus auf Rädern!"

Naja, nicht ganz.
Aber der nächste Ausflug ist jedenfalls schon gebucht!

Sonntag, 7. Mai 2017

Learning from... Winterthur

Die lohnenswerte Ausstellung "Bike Design City" hat uns am Wochenende nach Winterthur geführt. Mit einem Modal-Split-Anteil des Veloverkehrs von 13% liegt Winterthur vor Bern und zählt damit zu den besseren Velostädten in der Schweiz. Wir haben die Gelegenheit genutzt, eine typische Hauptstrasse in Winterthur zu besichtigen, nämlich die Schaffhauserstrasse/Lindstrasse zwischen der Altstadt und Winterthur-Ohringen. Was lässt sich aus Winterthur lernen, was besser nicht?

1) Radwege (baulicher Schutz gegenüber der Fahrbahn)




Entlang der ganzen Achse fällt auf, dass der Grad an Separation zwischen den Velos und dem MIV deutlich höher ist, wie vielerorts sonst in der Schweiz üblich. Besonders sinnvoll ist dies in Steigungen, an denen die Geschwindigkeitsdifferenzen noch höher ausfallen als sonst. In der Bergab-Richtung ist im vorliegenden Fall dagegen ein Radstreifen markiert, was aufgrund der zur Verfügung stehenden Breite vermutlich sinnvoll ist. Zufall oder nicht, an diesem Samstagnachmittag waren auffällig viele Eltern mit ihren Kindern per Velo unterwegs. Kann es sein, dass das Sicherheitsgefühl mit diesen Lösungen tatsächlich höher ist?

2) Roteingefärbte Radstreifen (ziemlich flächendeckend)









Wo keine bauliche Separation möglich oder sinnvoll ist, zum Beispiel bei Kreuzungen und Einmündungen, wird das Velo auf Radstreifen geführt. Diese sind (mit etwas Interpretation der entsprechenden Norm) nicht nur in Konfliktbereichen, sondern recht flächendeckend markiert. Damit wird die Veloführung überall gut verdeutlicht (ein Ansatz, der sich übrigens auch im Zentrum von Luzern findet).

3) Konfliktfreie Velo-Phasen an Kreuzungen




Ein Vorteil der Radwege ist, dass sie bei Kreuzungen konfliktfrei am rechten Rand der Fahrbahn bleiben können (und damit übrigens auch konfliktfreies Rechtsabbiegen ermöglichen). Dafür müssen sie per Lichtsignal vom rechtsabbiegenden MIV-Strom getrennt werden. Im vorliegenden Fall werden die Velos detektiert und scheinen ihre Grünphase recht schnell zu kriegen. Und selbst wenn die Lösung längere Wartezeiten als die Führung auf der Fahrbahn mit sich bringen würde: der Gewinn an Sicherheit und Komfortgefühl wiegt das bei weitem auf! Die Alternative dazu ist nämlich ein Radstreifen, der vom rechtsabbiegenden MIV-Strom überkreuzt wird.

4) Separate Radwege am Stadtrand

In der Nähe des Autobahnanschlusses Winterthur-Nord wird der Veloverkehr komplett getrennt vom MIV geführt. Die Gruppe Pfadis scheint es an diesem Nachmittag zu schätzen.



Als schwierig stellt sich dann aber die Querung der Autobahnzufahrt heraus. Insgesamt müssen 4 Fahrbahnen des MIV überquert werden, mit wechselnden Fahrrichtungen. Unsere Einschätzung: Konfliktträchtig und nicht geeignet für ungeübte Velofahrende.



Was ist die Alternative? Der Radstreifen auf der Fahrbahn, der von den Vortrittsverhältnissen auf der Hauptachse profitiert? Wohl eher auch nicht, damit holt man kaum neue Velofahrende ab. Die Lösung findet sich auf der gegenüberliegenden Autobahnzufahrt:



Die lichtsignalgeregelte Zu- und Abfahrt ist nicht nur wesentlich platzsparender, sondern ermöglicht auch eine konfliktfreie Führung des Velo-, und Fussverkehrs durch eigene Grünphasen. Auch hier gilt: in der Tendenz führt dies zu längeren Wartezeiten für das Velo, als dies mit einem Radstreifen auf der Hauptfahrbahn der Fall wäre. Will man das? Es kommt auf die Ziele drauf an. Wenn die Schweiz den Veloverkehr wirklich fördern will, lautet die Antwort für uns klar ja.

5) Das Velo gehört (nicht immer) auf die Fahrbahn




Das Velo gehört vor allem dort hin, wo eine gute Lösung gefunden werden kann. Und die kann je nach Abschnitt verschieden sein. Entscheidend scheint uns, dass die Verknüpfungen der verschiedenen Abschnitte gut gelöst sind. Das ist im vorliegenden Fall mal besser, mal schlechter gelöst. Ingesamt kann aber ein einigermassen durchgehender Standard fürs Velo angeboten werden.

Die Besichtigung der Schaffhauserstrasse hat uns dieser Hinsicht zeitweilig etwas an die Niederlanden erinnert. Auch dort sind teilweise ganz unterschiedliche Führungsformen in kurzer Abfolge in Betrieb. Aber der rote Faden zieht sich immer durch, und die Qualität ist stets sehr hoch. Wir schätzen diesen pragmatischen Ansatz wichtiger ein als eine absolut konsistente Lösung. Die Schaffhauserstrasse und vor allem die Lindstrasse weisen in dieser Hinsicht natürlich noch Verbesserungspotenzial im Standard der Veloführung auf. Die Stossrichtung stimmt aber.

und last but not least: Die Ausstellung.

Geboten wird ein guter Mix aus Stadtplanung, Technik und stylishen Fahrrädern. Besuchen! :-)




Sonntag, 23. April 2017

Frühlingsputz - in der Veloplanung.



Das Grün spriesst, die Vögelein zwitschern und die Velos wurden wieder aus den Kellern geholt. Zeit also, auch in der Veloplanung frische Frühlingsluft reinzulassen und alte (und seit Jahrzehnten erfolglose) Gemeinplätze der eidgenössischen Verkehrsplanung aus dem Hause zu fegen. Zum Beispiel diese:


„Das Velo gehört auf die Fahrbahn.“

Das Velo gehört auf eine velogerechte Infrastruktur.


 „Keine Velomassnahme ist besser als eine schlechte Velomassnahme“.

Keine Velomassnahme ist keine Velomassnahme. 


 „Das Wichtigste ist, mit dem Velo schnell voranzukommen.“

Das Wichtigste ist, dass sich Velofahren angenehm und sicher anfühlt.


 „Radstreifen und die Führung auf der Fahrbahn sind gut für die Sicherheit.“

Mehr Velofahrende sind gut für die Sicherheit.


 „Ein Velohelm macht velofahren sicherer.“

Mehr Velofahrende machen velofahren sicherer.


 „Die richtige Veloinfrastruktur muss erst noch erforscht und erprobt werden.“

Die richtige Veloinfrastruktur ist in NL und DK seit Jahrzehnten in Betrieb.


 „In Bern hat es kein Platz für eine gute Infrastruktur.“

In Bern lassen sich breite Radstreifen und breite Radwege vielerorts realisieren.

Auch: „Ich habe keine Ahnung und/oder keine Lust auf zeitgemässe Verkehrsplanung.“


 „Radwege sind gefährlich.“

Radwege à la Kopenhagen gelten international als Best-Practice. 


 „Radwege brauchen mehr Platz als Radstreifen.“

Gute Radwege brauchen gleich viel Platz wie gute Radstreifen. Grosse Äpfel brauchen allerdings mehr Platz als kleine Birnen.


 „Veloförderung ist ein rot-grünes-Projekt.“

Veloförderung ist politisch neutral – rationales Denken genügt dazu.



Mittwoch, 11. Januar 2017

Velostadt im Winter?

Dass Velofahren auch bei winterlichen Verhältnisse möglich ist, zeigt sich in vielen Velostädten Jahr für Jahr. Mit von den besten Velostädten liegen schliesslich deutlich nördlich von uns, oder gar im hohen Norden, wie zum Beispiel das nordfinnische Oulu (Veloanteil im Winter: 12%, im Sommer: 30%).

In Kopenhagen werden die Velorouten prioritär vom Schnee geräumt. In Oulu hingegen wird nicht schwarzgeräumt, sondern die Schneedecke aufgeraut oder mit Kies und Sand bestreut. Der Einsatz für die Schneeräumung in Kopenhagen ist zum Beispiel hier gut dokumentiert.

Auch Bern geht nun einen erfreulichen Schritt voran. Die Velohauptroute vom Wankdorf zum Bahnhof (und weiter via Loryplatz zum Europaplatz) wird nun auch mit hoher Priorität vom Schnee geräumt. In einem aktuellen Artikel der Zeitung der Bund wird der gut sichtbare Unterschied zwischen der geräumten Velohauptroute und den Quartieren gezeigt, sowie aktuelle Forderungen für eine bessere Schneeräumung und die Stellungnahme des Tiefbauamtes beschrieben.

Im Artikel kommt auch eine verbreitete, aber fürs Velo äusserst mühsame und gefährliche Praxis zur Sprache: dass die bisherigen normalbreiten Velostreifen häufig als Schneedepot missbraucht werden.
Dass unter diesen Umständen bei Schnee noch keine hohen Velozahlen erzielt werden können, erstaunt nicht. Mit breiteren, besser geschützten und konsequenter geräumten Velostreifen kann das Velo hingegen auch bei Schnee eine gute Alternative zu den stark belasteten Verkehrsnetzen des MIV und des ÖV darstellen.

Bild: Velofahren in Kopenhagen (www.copenhagenize.com)