Montag, 14. Dezember 2015

Mittwoch, 18. November 2015

Velostadt Bern



Bern ist zu hügelig für Veloverkehr? Bern hat keine Velokultur wie die Niederländer? Bern kann keine Velostadt werden?

Nun, ein Blick zurück zeigt, dass Bern (wie fast alle europäischen Städte) bereits einmal eine Velostadt war. Der Blick zurück zeigt auch, dass in Bern (wie in fast allen europäischen Städten) eine lange Phase der autogerechten Stadt- und Verkehrsplanung dem Velo den Garaus gemacht hat. Dass an den öffentlichen Verkehr und an die Strasse hohe Subventionen ausbezahlt werden, kam und kommt erschwerend hinzu.

Somit ist klar: es liegt primär an veränderbaren Rahmenbedingungen, ob eine Stadt einen hohen Veloanteil hat. Eine adäquate Infrastruktur dürfte der wichtigste Aspekt sein. Die Niederländer und die Kopenhagener haben es vorgemacht. Und jeder Schritt in Richtung einer transparenten und verursachergerechten Verkehrsfinanzierung würde den Velo- und Fussverkehr stärken und die Kassen der öffentlichen Hand entlasten.

Auch die naturräumlichen Voraussetzungen haben einen Einfluss auf die Velonutzung. Bilder wie das obige beweisen aber, dass leichte Steigungen wie die der Kornhausbrücke keine allzu grosse Limitierung darstellen dürften.

(Bild: Kornhausbrücke 1946. Aus: Bern - die Geschichte der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert).

Dienstag, 27. Oktober 2015

Neue Velostreifen - Kernfahrbahn Könizstrasse


Vor ein paar Tagen wurden auf der Könizstrasse zwischen Loryplatz und Weissensteinstrasse durchgehende Velostreifen markiert. Die Parkplätze, welche die Strasse einengten und immer wieder durch öffnende Türen ein Gefahr darstellten, wurden demarkiert, die Parkkartenzone der Anwohner dafür ausgeweitet. Aufgrund der Strassenbreite von 8.00m wurde eine sogenannte Kernfahrbahn markiert, d.h. es gibt keine Mittelleitlinie und grössere Fahrzeuge können im Kreuzungsfall den Velostreifen mitbenutzen. Eine recht einfache Lösung, die mit wenig Aufwand an anderen Orten auch erstellt werden kann.

Massnahmen dieser Art, d.h. mit einer velofreundlicheren (und stadtverträglicheren) Umverteilung des öffentlichen Raumes mehr und breitere Velostreifen zu erstellen, dürften auch in Zukunft einen grossen Teil des Berner Velonetzes ausmachen. An ausgewählten Orten mit hoher Velo-Nachfrage und viel motorisiertem Verkehr werden zusätzlich auch grössere Massnahmen nötig sein (Ideen liefern die Velo-Vorbilder Niederlande und Dänemark).

Ein erster Augenschein vor Ort zeigt, wie hoch die Nachfrage nach einer guten Veloroute auf der Könizstrasse ist. Zwar ist Ende Oktober alles andere als Velo-Hochsaison, eine kurze Zählung ergab aber dennoch eine beeindruckende Zahl an Velofahrenden. Im Querschnitt, also in beide Richtungen, fuhren am 26. Oktober 2015 zur Abendspitzenstunde rund 300 Velos auf den neuen Streifen (180 stadtauswärts, 130 stadteinwärts). Unter der allgemeinen Annahme, dass die Abendspitzenstunde rund 10% des Tagesverkehrs ausmacht, würde für diesen Tag ein Gesamtzahl von 3`000 Velos resultieren. Nächsten Frühling kann detaillierter nachgezählt werden. Gelohnt hat sich die Massnahme allemal.



(Abendverkehr auf der Könizstrasse, 26.10.2015)

Montag, 21. September 2015

Learning from… s`Hertogenbosch und Zwolle



Kurzer Besuch in den niederländischen Velostädten s`Hertogenbosch und Zwolle. Beide wurden in den letzten Jahren (2011 und 2014) zur besten Velostadt in NL gekürt. Was also ist State of the Art der Veloplanung im erfolgreichsten Veloland Europas?

Eines vorweg: Die beeindruckendste Qualität liegt nicht in der Wahl einer bestimmten Infrastrukturmassnahme, sondern in der unglaublich konsequenten und unterbruchsfreien Umsetzung. Sei es als Velostreifen, als separater Veloweg, auf Kreuzungen oder Kreiseln (oft mit Vortritt), oder in der ganzen Breite einer Fietsstraat (Fahrradstrasse). Eine komfortable, separate Fläche fürs Velofahren ist stets vorhanden, sobald ein Bedarf danach besteht. Und dies durchgehend in einer Qualität, welche allen Aspekten des Velofahrens gerecht wird: schnell und ohne Umwege ans Ziel kommend, sich dabei stets sicher fühlend, und nebenbei mit den Kollegen einen Schwatz haltend. Fabelhaft Velofahren. Oder besser (und auf niederländisch) gesagt: lekker fietsen!

„Build it, and they will come.“

In Zwolle und s`Hertogenbosch lässt sich das Ergebnis einer jahrzehntelangen konsequenten Veloförderung beobachten. Dabei ist es nicht so, dass die Niederländer immer aufs Velo gesetzt haben. In der Nachkriegszeit stand wie bei uns die autogerechte Stadt im Vordergrund. Die hohen Unfallzahlen in den 1960er/1970er Jahren führten aber zu einer starken Bürgerbewegung für mehr Verkehrssicherheit; und aus der Erdölkrise und der Umweltbewegung ab den 1970er-Jahren wurde ein konsequentes Fazit gezogen: die nachhaltigen Verkehrsarten erhielt in der Förderung hohe Priorität. Das Ergebnis lässt sich sehen: 40%-50% aller Wege in Zwolle werden heute je nach Zählweise mit dem Velo zurückgelegt. Damit zählt Zwolle zusammen mit anderen niederländischen Städten wie Groningen zur Europaspitze.

T0P 10 Massnahmen

Nachfolgend ist eine Auswahl an Velomassnahmen aufgeführt, welche zum Erfolg dieser Städte beitragen. Die Auswahl ist subjektiv, die Reihenfolge ohne Bedeutung. Spass gemacht hat alles davon!

1) Fahrradstrassen
Wo aufgrund der Raumverhältnisse eine separate Spur fürs Velo nicht möglich oder sinnvoll ist, gilt die Fahrradstrasse (Fietsstraat) als bevorzugte Lösung. Fahrradstrassen werden dort realisiert, wo eine hohe Anzahl Velos und wenig motorisierter Verkehr unterwegs ist. Nebeneinanderfahren ist erlaubt, bei Kreuzungen hat die Fahrradstrasse Vortritt. Die Zufahrt und Parkierung für Anwohner bleibt gestattet.





2) Vortritt fürs Velo!
An vielen Kreiseln und bei zahlreichen Seitenstrassen hat die Veloführung Priorität vor dem motorisierten Verkehr. Ein klares Statement fürs Velo, welches die Reisegeschwindigkeit und den Komfort enorm erhöht.




3) Der rote Teppich
Den roteingefärbten Asphalt für die Veloführung gibt es fast überall in den Niederlanden. In Velostädten wie Zwolle und s`Hertogenbosch lassen sich aber besonders komfortable und zusammenhängende Routen befahren: breite rote Velostreifen im Stadtzentrum gehen nahtlos in rote Fahrradstrassen in den Wohnquartieren über, um wiederum in räumlich abgetrennte Velowege am Stadtrand zu münden. Dem Velo wird sprichwörtlich der rote Teppich ausgerollt.




4) Breite, helle Unterführungen…. und angenehme Velobrücken
An den grossen Verkehrsknoten am Stadtrand hat das Velo auch in den Niederlanden nicht immer Priorität. Eine gute Velolösung gibt es trotzdem.



5) Regionale Velobahnen 
Dank dem hohem und durchgehenden Routenstandard lassen sich auch Distanzen über 5km komfortabel und zügig mit dem Velo zurücklegen.




6) Velofreundliche Lichtsignalanlagen
Zwar hat sich die (Velo-)Konkurrenz aus Kopenhagen den (ersten?) Preis für velofreundliche Lichtsignalanlagen geholt. Aber auch s`Hertogenbosch und Zwolle haben sich was einfallen lassen: Lichtsignalanlagen informieren über die Wartezeit (Bild 1), den schnellsten Weg über die Kreuzung (Bild 2), oder verkürzen die Wartezeiten fürs Velo bei Regen. 



(Quelle: fietsberaad.nl)







7)  Velostationen, gratis!
Sichere und trockene Abstellmöglichkeiten fürs Velo sind in Stadtzentren immer Mangelware. Und eine neue Velostation kann auch nicht überall aus dem Boden gestampft werden. Aber vielleicht lässt sich ein Untergeschoss in einem Geschäftshaus umnutzen? Es lässt sich, wenn man die Velostadt Nr. 1 in NL werden will. Eine Gebühr für die Velonutzer wird nicht verlangt.




8) Der Velo-Koordinator
In s`Hertogenbosch setzt man auf eine enge Zusammenarbeit zwischen der Stadtverwaltung und dem niederländischen Veloverband (Fietserbond). Eine eigens geschaffene Stelle kümmert sich um die Koordination von Anliegen und Projekten.

9) Patrouillen an den Hot-Spots der Velodiebstähle
Eine Luxus-Idee? Nicht, wenn es um das Verkehrsmittel Nr. 1 geht…

10) Die niederländische Velokultur…


Eine stark befahrene Strasse mit Vortritt zu queren, und darauf zu vertrauen, dass der Lastwagen dann schon hält, kostet den Schweizer Velofahrer Nerven und lässt ihn immer wieder mit Erstaunen zurück. Etwas besser verständlich wird es, wenn man weiss, dass 80% der niederländischen Autofahrenden selbst velofahren. Man kennt sich gegenseitig.

Wurde denn den Niederländern das Velofahren quasi in die Wiege gelegt (und uns halt nicht)? Wie bereits erwähnt, war der Velo-Erfolg in den Niederlanden keineswegs vorgezeichnet. Was sich heute im Alltagsleben von Zwolle, s`Hertogenbosch und andern Velostädten in NL beobachten lässt, hat eine jahrzehntelange Aufbauarbeit in der Infrastruktur und den entsprechenden politischen Willen als Basis. Ich würde also behaupten: Eine spezielle „Velo-Affinität“ ist keine Vorbedingung für ein erfolgreiches Velosystem und kann auch nicht von oben herab implementiert werden. Sie entsteht von selbst, sobald das Angebot stimmt.

Donnerstag, 27. August 2015

Bern Cycle Chic

Am Sonntag 13.09.2015 gibt es eine grosse Dosis Cycle Chic an der Velo Fashion in der Länggasse:



Velo-Parade
13.00 Uhr: Start beim Falkenplatz (Restaurant Parterre & Crêperie)
13.30 Uhr: Laufsteg mit den Modelabels & Veloläden an der Mittelstrasse (Caffè Bar Sattler)

Verschiedene Velo- und Modeanbietende aus der ganzen Stadt präsentieren dieses Jahr ihre Kollektionen und Marken in der Länggasse. Das Publikum ist sehr herzlich eingeladen, sich (auch vor Ort) stylen und fotografieren zu lassen und sich für die Parade durch das Quartier auf das Rad zu schwingen. Die schönsten Kombinationen von Velo und Mode werden am 11. Oktober am Shnit-Kurzfilmfestival prämiert. 

Nach dem Motto „Ein Quartier lädt ein“ beleben über 100 Läden, Restaurants und Ateliers die Strassen mit Workshops, Musik, Tanz, Markt, Sport sowie mit Spielangeboten. Mehr Infos dazu liefern die KollegInnen von quartierzeit.ch

Cycle Chic gibt es zudem jederzeit auf Bern`s Strassen!











Mittwoch, 26. August 2015

Rush Hour

"Es ist immer ein Vergnügen, in eine Stadt mit 10% Veloverkehr zu gehen", schreibt der dänische Veloberater Mikael Colville-Andersen auf copenhagenize.com. Finden wir auch! Wie sehr das Velo ein fester Bestandteil der Alltagskultur von Bern ist, zeigen ein paar Aufnahmen zur Rush Hour an verschiedenen Orten in der Stadt. Klar, der Cycle Chic ist auch bei uns ein starkes Argument fürs Velofahren. Noch wichtiger aber ist die Tatsache, dass das Velo einfach ein natürliches und alltägliches Fortbewegungsmittel einer grossen Anzahl Menschen in Bern ist.






Dienstag, 30. Juni 2015

Facts & Figures


18% der Bernerinnen und Berner fahren täglich Velo.

In den Sommermonaten sind es sogar 28%.

Und ganze 50% benutzen das Velo in den Sommermonaten mehr als einmal pro Woche.

Über 100`000 Velos gibt es in Bern. Dies ist dreimal mehr als in den 1970er-Jahren.

Grob geschätzt pedalen die Bernerinnen und Berner damit pro Tag 150`000km.



(Verkehrsbericht Stadt Bern 2012 / BFS Mikrozensus 2010)